LightAware

LightAware

Menschliche Bedürfnisse sind ein integraler Bestandteil gestalterischer Arbeit in jeglicher Form.
Die Lichtindustrie hat derzeit den Begriff Human Centric Lighting sehr gern – aber dazu kommen wir später. Wie sollen wir mit Designaspekten umgehen, welche Menschen nicht "benötigen": unerträgliche klimatische Bedingungen, starke Gerüche, transparente oder spiegelnde Fußböden, Blendung ... Blendung. Das wird auf jeden Fall ernst genommen. Dank ihrer Reflektoren oder Optiken können einige Leuchten – wenn sie richtig verwendet werden – behaupten, dass sie blendungsfrei sind. Blendung ist nicht nur störend; sie kann unsere Konzentration mindern, sei es im Büro-Umfeld oder auf Autobahnen. Nehmen wir das einen Schritt weiter.

Stellen wir uns
vor, dass es 
Menschen gibt,
die so licht-
empfindlich
sind, dass sie
bestimmten
Lichtquellen
nicht ausgesetzt
werden dürfen
(nicht ausschließlich Auf
grund der 
Blendung), weil
sie sonst unter 
Schwindel und 
Gleichgewichtsstörungen,
äußerst starken Kopfschmerzen, Ohnmachtsanfälle, Erbrechen, Hautausschlag oder sogar Angstsymptome leiden. Wenn Sie diese Art von Information zum ersten Mal lesen, fragen Sie sich wahrscheinlich zunächst, was zurzeit getan wird, um die Situation zu verbessern.

Werden Forschungsstudien unternommen, damit festgestellt werden kann, warum einige Menschen so dramatisch auf Licht reagieren? Es gibt eventuell andere Gesundheitsrisiken, deren wir uns bewusstsein müssen, um als verantwortlicher Lichtdesigner planen zu können. Das Thema ist höchst komplex und in Technologie, Physiologie und Politik verwickelt. Leider bestehen keine Richtlinien und sehr geringe Kenntnisse der gesamten Thematik. Mediziner im Allgemeinen habe keine Erklärungen parat, warum bestimmte Beschwerden ausgelöst werden. In der Lichtdesignwelt sind schon einige Forschungsstudien zum Thema Entstehung vom Flackern durchgeführt worden, aber nicht zur Auswirkung desgleichen. Die allgemeine Öffentlichkeit ist unzureichend informiert über die neuen Lichttechnologien. Die meisten Menschen glauben, dass sie durch den Kauf und Einsatz von Energiesparlampen ihren Beitrag zur Rettung des Planeten leisten. Die Argumente der Politiker, die auch von der Lichtindustrie unterstützt werden, befassen sich in der Tat mit dem Gedanken "sich für die Umwelt zu engagieren". Die so genannte Human Centric Lighting hat sich den Namen verdient, weil man das Licht steuern und an die Tageslichtbedingungen beziehungsweise an den Menschen, der das Licht gerade nutzt, anpassen kann. Wie schon mehrfach gesagt wurde, geht es nicht darum, HCL-klassifizierte Produkte zu spezifizieren oder installieren. Solche Produkte – wie alle anderen Produkte – müssen richtig eingesetzt werden, um echte menschenorientierte Lichtlösungen zu erzielen. Die Glühlampe wurde verboten, auch wenn viele Fachleute beweisen konnten, dass gerade die Lichtquelle dank des Vollspektrums die sicherste Form des elektrischen Lichts war/ist.

Eine Gruppe engagierter Menschen, von denen einige lichtempfindlich sind, hat eine Stiftung gegründet und ihr den treffenden Namen LightAware (Licht bewusst) gegeben. Die Mitglieder und Partner dieser Hilfsorganisation sind der festen Überzeugung, dass über das Thema Lichtempfindlichkeit auf verschiedenen Plattformen offen gesprochen werden soll. Fachleute, politische Entscheidungsträger und die allgemeine Öffentlichkeit müssen alle besser informiert werden, um mehr Menschen das Thema zugänglich zu machen und um festzustellen, was für Schritte nötig sind, um die Situation zu verändern und verbessern. Zu den Zielen der Organisation gehören eine Förderung der Sensibilisierung für den Einfluss vom elektrischen Licht auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen sowie der Diskussion und Erforschung dieser Thematik. Nur so hat man die Chance, ein normales Leben für lichtempfindliche Menschen zu ermöglichen. Um Licht bewusst wahrzunehmen, hat das LightAware- Team einen dreistufigen Prozess definiert. Erstens muss man wissen, was für Licht in dem jeweiligen Raum vorhanden ist; zweitens soll man dafür offen sein, die Bedürfnisse lichtempfindlicher Menschen kennenzulernen; und drittens muss man bereit sein, mit anderen zusammenzuarbeiten, um einen Plan zu erstellen, um die Probleme zu überwinden, die sonst zur Beeinträchtigung des Lebens von lichtempfindlichen Menschen führen. Das kann im Einzelnen bedeuten, dass innerhalb eines Raums unterschiedliche Leuchtmittel and unterschiedliche Schaltkreise erforderlich sind, oder dass Mitarbeiter entsprechend geschult werden müssen, um bewusster mit der Beleuchtung umzugehen und bestimmte Leuchten auszuschalten, wenn Leidtragende den Raum nutzen möchten. Mehr Lichtforschung ist auf jeden Fall erforderlich und die Kommunikation der Forschungsergebnisse muss auch unbedingt weit über die Grenzen der Wissenschaft hinausgehen. Dann können auch praktizierende Lichtdesigner, deren Aufgabe und Verantwortung es ist, über die Auswirkungen ihrer Lichtplanungen informiert zu sein, Kunden und Bauherren entsprechend beraten – und mehr Menschen haben die Möglichkeit, sich des Lichts bewusst zu werden.

www.lightaware.org