Oxygen Park in Doha/QA
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Oxygen Katar

Oxygen Park, Education City, Doha/QA.

Oxygen Park ist ein öffentlicher Raum innerhalb des größeren Komplexes Education City in Doha. Das Parkgelände wurde für die Menschen vor Ort konzipiert und bietet offene Plätze, wo man Sport treiben, sich erholen und spielen kann. Nach einer etwa zehnjährigen Planungs- und Bauphase ist die Parkanlage fertiggestellt worden. Der Prozess war von Anfang an höchst komplex – eine Tatsache, die das makellose Ergebnis nicht hergibt. Oxygen Park ist eine künstliche "grüne Lunge", die auf einem von der Natur inspirierten Gestaltungskonzept beruht. Das Projekt ist ein Gegenmittel zum generischen Fitnessstudio im Innenraum und hilft den Menschen zur Natur zurückzufinden, indem es soziales Engagement unterstützt und eine aktive und gesunde Lebensweise fördert.

Inspiriert wurde die Projektlandschaft von Wind geformten Felsblöcken und fließenden Geländeformationen, wie man sie in der Wüste vorfindet. Die Wege und Laufbahnen sind in die Topographie eingebettet, um eine spannende Trainingsanlage mit sich windenden Bahnen, gekühlten Tunnelsegmenten und steilen Hügeln zu schaffen. Bei Nacht bildet die durchdachte Lichtgestaltung zusammen mit den erfrischenden Wasserspielen einen ansprechenden Rahmen für abendliche Sportaktivitäten sowie individuelle Trainingseinheiten während der kühlsten Stunden des Tages. Teilweise unterirdisch verbaut, liefern die kurven-förmigen Überdachungen der Laufbahnen tagsüber Schutz vor Sonnenlicht und Hitze. Das Projekt Oxygen Park umfasst neben überdachten Laufbahnen, unterirdische Spielfelder für Mannschaftssportarten, eine Reitsportanlage sowie Erholungs- und Begegnungsbereiche.

Um sicherzustellen, dass die interessant angelegte Anlage abends genauso einladend wirkt, ist die Beleuchtung so geplant, um das Gefühl der Sicherheit und des Komforts zu erhöhen. Zugleich werden die organischen Formen der architektonischen Elemente unterstrichen und akzentuiert, ohne sie zu überwältigen.

Für die Lichtdesigner war die Natur die Hauptquelle
der Inspiration, was sich in den Lichteffekten in den verschiedenen Teilen des Parks zeigt. Die Lichtgestaltung umfasst alle Parkflächen einschließlich der internen Verkehrswege und der kleinen Zierbauten.

Die Laufbahnen

Die Laufbahnen erstrecken sich insgesamt über eine Entfernung von etwa 800 Metern. Sie führen um die drei tiefer gelegenen Hauptbereiche, von denen zwei als Sportfelder genutzt werden. Der dritte Bereich dient als Veranstaltungsort für allgemeine Unterhaltung wie Konzerte und Open-Air-Events und hat die Form eines Amphitheaters. Die Laufbahnen werden von einer
der markantesten Lichtanwendungen des Projekts akzentuiert: Integrierte LED-Lichtlinien, welche sanftes streifendes Licht über die Innenseite der Überdachung

über den Laufbahnen verteilt. Diese Lösung harmoniert mit der geschwungenen Morphologie der Landschaft und bietet gleichzeitig ansprechende Räume zum Sport- treiben. Um der Kurve der Wand folgen zu können, wurden die LED-Streifen in geneigter Position innerhalb der Nische montiert. Eine passend niedrige Temperatur wird dank filigraner Detailarbeit durchgehend gewährt, damit die LEDs keinen Schaden erleiden. Nachts wird diese Beleuchtung durch eine Reihe unauffälliger Einbau-Downlights ergänzt, die mit Metalldampflampen bestückt sind, um für eine „Licht von oben“-Komponente zu sorgen. Somit bieten die Überdachungen ein endloses Wechselspiel von Reflexionen und Licht. Tagsüber bei niedrigem Sonnenstand liefert eine Kombination der teils spiegelnden, teils matten Fliesen auf der Verkleidung der Überdachungen die Basis für spannende Muster. Die leuchtenden Fliesen generieren den Eindruck, die Raumflächen seien in Bewegung.

Die ballonförmigen Sonderleuchten

Um eine Allgemeinbeleuchtung von oben zu liefern, ohne auf eine konventionelle Mast-plus-Halterung- Lösung zurückzugreifen, wovon die Architekten nicht begeistert waren, brachten die Lichtdesigner die Idee von ballonförmigen Leuchten ins Spiel. Die leuchtenden Ballons erwecken den Eindruck, über den unterirdischen Bereichen zu schweben und sie gleichzeitig funktional zu beleuchten. Ihre Präsenz und ihr ansprechendes Design sorgen für eine gewisse Verspieltheit. Als ballonartige Objekte erinnern sie natürlich auch an Luft und Sauerstoff. Zudem verfügen sie über eine gewisse Wahrzeichen-Qualitiät und sind von weitem sichtbar. Dies war angesichts der offenen Landschaft mit den sanften Hügeln und unterirdischen Spielfeldern eine durchaus geeignete Lösung. Hohe Maste hätten die Nachtlandschaft unangenehm dominiert, egal aus welchem Blickwinkel sie betrachtet worden wären.

In Zusammenarbeit mit denselben Herstellern, die die Allianz Arena in München/DE realisierten, wurden zwei unterschiedliche Arten von Stretch-Material mit verschiedener Durchsichtigkeit ausgesucht. Dieses Material wurde über die großen Ballon-Rahmen gespannt. Das diffuse, allgemein abstrahlende Licht der Metalldampflampe wird durch das über den Ballonrahmen gespannte Stretch-Material gefiltert und erzielt die gewünschte Beleuchtungsstärke von 100 Lux auf dem Boden. Der funktionale Lichtanteil wird mittels eines mit einer Metalldampflampe 1000 Watt bestückten Scheinwerfers getrennt geregelt, der auf den Boden gerichtet wird. Das Licht strahlt durch die anscheinend transparenten Öffnungen in der Ballonoberfläche.

Die Zierbauten

Die Innenräume der Zierbauten führen das Konzept einer abstrakten molekularen Sauerstoffform weiter: sanfte Lichtlinien wurden in die Wände integriert und diffus abstrahlende, tropfenförmige Pendelleuchten in den kleinen Auditorien abgehängt. Da das Gelände in unmittelbarer Nähe zu Schulgebäuden und Forschungszentren liegt, wurden diese kleinen Bauten bewusst als Treffpunkte für Studenten beziehungsweise für Mini-Konferenzen konzipiert.

Die Umwelt-Zauberstäbe

Bei den Sonderleuchten "envirowands" – auf Deutsch Umwelt-Zauberstäbe – kommen drei Naturelemente ins Spiel: Windgeschwindigkeit, Temperatur und Licht. Die magischen Leuchten stehen auf drei unterschiedlichen Hügeln im Park. Nach Einbruch der Dunkelheit sehen die Sonderleuchten aus wie Laternen, die sich in der Brise wiegen. Aber es gehört viel mehr dazu. Auf den Pfählen sind spezielle Sensoren montiert, welche die Windgeschwindigkeit (nach der Beaufort-Skala), die Lufttemperatur sowie die Helligkeit messen und diese Daten an das Lichtsteuerungssystem weiterleiten, das wiederum die RBG LED-Leuchten oben am Pfahl steuert. Diese werden so programmiert, dass sie, je nach dominierendem Element und anhand der Messwerte, Farbe wechseln. Diese Installation insbesondere unterstützt mehr als jede andere das von der Natur inspirierte Narrativ sowie Wind als prägendes Element.

Hinsichtlich der physikalischen Eigenschaften der Sonderleuchte gab es einige Herausforderungen, die
es zu bewältigen galt. Der maximale Biegeradius der Schilf-Leuchten musste genau festgelegt werden, um bei hohen Windgeschwindigkeiten keine Gefahr für Besucher im Park darzustellen. Die Biegung wurde demzufolge auf fünf Meter begrenzt und die kontrollierte Bewegung durch die Anwendung von einem hochwertigen Kohlefaserwerkstoff erzielt, aus dem der obere Teil des Pfahls gefertigt wurde. Der untere feste Teil des Pfahls ist aus Edelstahl. Die Leuchten variieren in der Höhe zwischen 2,5 und 5,5 Metern, um auf die Anforderungen der unterschiedlichen Standorte einzugehen.

Allgemeine Beleuchtung für Wege und Fahrbahnen

Ein kohärentes Lichtdesignkonzept wurde in allen Bereichen des Parks angewendet. Daher sind eine präzise Lichtlenkung, niedrige Beleuchtungsstärken, keine Blendung und das Thema Natur auch in den Lösungen für die Wege und Fahrbahnen zu erkennen. Die Pollerleuchten sowie die hohen Aufsatzleuchten weisen auch die organische Form von Schilf oder Grashalmen auf, die sich sanft im Wind bewegen. Die Leuchten sind nach unten gebogen, um sicherzustellen,

dass das Licht dorthin gelangt, wo es gebraucht, und somit Lichtverschmutzung und potenzielle
Blendung vermieden wird. Die Pollerleuchten sowie die Aufsatzleuchten und die Masten für Banner wurden in der Planungsphase entwickelt. Wie bei den anderen Sonderleuchten wurden sehr viele Prototypen her- gestellt. Stufen und Rampen haben auch eine niedrige, blendungsfreie Beleuchtungsstärke, in Form von, diskret in den Seitenwänden eingebauten Leuchten, erhalten.

Die Weinlaube

Die Weinlaube ist ein ebenfalls überdachter Raum mit einer projektspezifischen Sonderleuchte. Die prägenden Pendelleuchten, die von der Überdachung abgehängt sind, werfen ein Blattmuster verschiedener Lichtintensitäten sowohl auf den Boden als auch auf die Überdachung. Im unteren Teil der Leuchte ist ein breitstrahlendes Downlight bestückt mit einer CDM-T Metalldampflampe 35 Watt, das scharf konturierte Effekte erzeugt. Das seitlich abstrahlende Licht wird von warmweißen Kompaktleuchtstofflampen 18 Watt geliefert und ist wesentlich diffuser. Das Leuchtengehäuse besteht aus einer Kugel aus Aluminium und
ist deutlich auf das Thema "umgedrehter Luftballon" oder "tropfenförmige Pendelleuchte" mit speziellen Ausstanzungen abgestimmt. Das ausgeschnittene Muster konzentriert sich im unteren Teil der Kugel, während der obere Teil geschlossen ist. Dadurch entsteht ein auf dem Boden und auf der Überdachung verbreitetes Muster ohne störende Hot Spots. In einem Land, in dem es an den meisten Tagen im Jahr erst nach

Einbruch der Dunkelheit angenehm kühl wird und Menschen sich zum Sonnenuntergang gerne draußen bewegen oder treffen wollen, ist eine gute Lichtgestaltung äußerst wichtig, wenn ein öffentlicher Raum die Öffentlichkeit anziehen soll. Das Lichtdesign für den Oxygen Park ist von Nutzern als "gleichzeitig hell und gedämpft" beschrieben worden. Was will ein Lichtdesigner mehr?

Projektbeteiligte:

Auftraggeber: Qatar Foundation, Education City
Architektur: AECOM Design – Erik Behrens (Architecture Design Lead), Mark Blackwell, James Haig Streeter (Landscape Design Lead), Warren Osborne, Kevin Underwood
Technik: AECOM, Arup
Lichtgestaltung: MBLD
Leuchtendesign: MBLD and Mike Stoane Lighting

Verwendete Produkte:

"envirowands" von Mike Stoane Lighting mit Steuerungssystem von Artistic Licence Controls Specialists