Carnegie Hall New York City
Top Story

Legendär

Die Beleuchtung der historischen Fassade der Carnegie Hall, New York City/US.

Carnegie Hall ist eine Legende. Entworfen vom Architekten William Burnet Tuthill im Auftrag vom Philanthropen Andrew Carnegie im Jahr 1891, das renommierte Konzerthaus für sowohl klassische also auch zeitgenössische Musik befindet sich zwei Blocks südlich vom Central Park on Seventh Avenue in New York City. Zwischen 1987 und 1989 wurde ein 60 Stockwerke hoher Büroturm – Carnegie Hall Tower genannt – von César Pelli & Associates entworfen und in unmittelbarer Nähe zum Konzerthaus am selben Block gebaut. Und im Jahr 2014 eröffnete die Carnegie Hall ein pädagogisches Zentrum: Judith and Burton Resnick Education Wing. Hier werden 24 Musikräume untergebracht, wobei einer davon genügend Platz für ein Orchester oder ein Chor bietet. Die Fassadenbeleuchtung konzentriert sich auf das ursprüngliche Bauwerk und unterstreicht buchstäblich die Neorenaissance-Architektur, die in der damaligen Zeit so populär war. Das Licht geht auf das kleinste Detail ein, um die wahren Eigenschaften dieser legendären Struktur hervorzuheben. Carnegie Hall ist eins der letzten großen Gebäude in New York, das als reiner Ziegelbau ohne Stahlrahmen entstand. Als zur Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts Atelierräume über mehrere Etagen angebaut wurden, wurde ein Stahlrahmen um bestimmte Teile des Baukörpers errichtet. Die Außenfassade besteht aus schmalen römischen Ziegelsteinen in einem sanften Ockerfarbton mit Details in Terrakotta und rötlich braunem Sandstein.

Die Planung für die Fassadenbeleuchtung für die Carnegie Hall fing im Jahr 2008 an. Das historische, symbolträchtige Bauwerk wurde vorher noch nie richtig beleuchtet und stellte den Lichtdesignern von Kugler Ning, die in Vorbereitung auf das 125sten Jubiläum des Konzerthauses mit der Lichtgestaltung beauftragt wurden, vor einigen Herausforderungen. Zunächst erstellten sie Renderings und Bewertungsstudien, um die wesentlichen Merkmale der Fassade genau festzulegen, welche – wenn beleuchtet – die drei idiosynkratrischen Fassaden optisch miteinander verknüpfen sollten. Das Lichtdesignkonzept für die Fassade wurde 2011 fertiggestellt und zwar in dem Wissen, dass die Realisierung weitere drei Jahre dauern würde. Da sich die LED-Technologie schon damals rasant schnell entwickelte, war es den Lichtdesignern bewusst, dass die von ihnen gestaltete Infrastruktur zukunftsfähig sein musste. Die eingeplante Lichtsteuerung musste mit der voranschreitende LED-Technologie harmonisieren. Da die Carnegie Hall als Nationales Kulturdenkmal anerkannt ist, waren detaillierte Studien und Dokumentationen erforderlich, um sicherzugehen, dass alle Durchdringungen in die Bausubstanz sowie Halterungen an reparaturfähigen  Stellen vorgenommen wurden. Als bestehendes Bauwerk, das sich im Laufe von 125 Jahren programmatisch entwickelt hat, waren einige Bereiche, welche für Durchdringungen freigegeben wurden, nicht immer leicht zugänglich. Und die von den Lichtdesignern vorgeschlagenen Montagepositionen für die Leuchten erwiesen sich häufig als bautechnisch unsicher. Zudem verlangte die “gute Nachbarschaftspolitik” der Carnegie Hall, dass die verwendeten Optiken und Blenden, welche zusätzlich die Anforderungen für Landmarken und Wahrzeichen erfüllen mussten, zur Vermeidung von Streulicht und unbeabsichtigter Aufhellung angrenzender Bebauungen eingesetzt werden sollten.

Umfangreiche Mock-ups wurden vor Ort zur Prüfung der Verteilung der LEDs, Lichtleistung, Montagearten und Sichtlinien durchgeführt. Mehr als 40 Meter lineare LED-Leuchten wurden vorübergehend an 13 Stellen auf zwei Fassaden installiert. Die Lichtdesigner entschieden sich für warmweiße LEDs (2700K) zur Akzentuierung und Harmonisierung der drei Grundmaterialien: Iron Spot Ziegel, Terrakotta und lackiertes Metall. Alle Tests fanden zwischen Mitternacht und 6.00 Uhr morgens statt, um die öffentliche Aufmerksamkeit der laufenden Arbeiten zu reduzieren.

Sobald das endgültige Lichtdesign installiert wurde, wurde die Beleuchtung so programmiert, dass die Fassaden langsam aufleuchten und für den Betrachter ausgeglichen und lesbar sind. Oder wie Richard Malenka von der Carnegie Hall zur Eröffnung treffend zusammenfasste: „Beim Sonnenuntergang fangen die Fassaden langsam an zu leuchten und schaffen dabei einen nahtlosen Übergang von der Dämmerung zur Nacht“.

Neben den zahlreichen klassischen Konzerte, welche das Publikum in der Carnegie Hall seit über hundert Jahren begeistert haben, haben auch viele Stars verschiedener Musikstile unvergessliche Performance dort gegeben: Benny Goodman, Duke Ellington, Glenn Miller, Harry Belafonte, Ike & Tina Turner, Nina Simone und Shirley Bassey. Bill Haley & His Comets traten 1955 in einem Benefizkonzert dort auf und The Beatles hatten während ihrer historischen ersten Reise nach den USA, um „die Völkerverständigung zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien zu fördern“ zwei Auftritte in der Carnegie Hall. Sogar Hard Rock Bands wie die Rolling Stones und Led Zeppelin spielten gegen Ende der 1960er Jahre dort.

Am 31. März 2016 fand ein Gedenkkonzert für David Bowie in Carnegie Hall statt. Namhafte Sänger und Sängerinnen aus aller Welt präsentierten ihre Versionen von Bowie-Songs. Kaum eine Konzerthalle hätte besser passen können, um eine Musiklegende zu feiern, als ein legendäres Bauwerk, das nun in Licht zelebriert wird.

Projektbeteiligte:

Bauherr: Carnegie Hall and City of New York

Lichtdesign: Kugler Ning, New York City/US;