Bürokomplex King in Stockholm/SE
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Zurück in die Zukunft

Biophiles Design im Bürokomplex King in Stockholm/SE.

Im Zentrum von Stockholm, gelegen an einer Kreuzung von zwei Hauptverkehrsadern in der schwedischen Hauptstadt, steht das "alte neue" Gebäude, in dem
King seinen Hauptsitz hat. Der Schwerpunkt des Spieleentwicklers liegt auf sogenannten Social beziehungsweise Online Games – Spiele die meist browserbasiert innerhalb eines sozialen Netzwerks oder aber per App im Smartphone funktionieren. Zu Kings größten Erfindungen gehört das weltbekannte Spiel Candy Crush.

Das alte Gebäude wurde 1931 errichtet, ist markant durch seine Backsteinfassade und beherbergte, bevor King sich darin niederließ, allerhand andere Unternehmenszweige. Nun, nach dem Umbau und mit dem Einzug von King ist es zu einem Schmelztiegel der Medienindustrie geworden. Und das nicht bloß weil das Team dort jetzt kunterbunte Videospiele aller Art erfindet, sondern weil die Mitarbeiter dafür ein Umfeld ihr Eigen nennen, welches die Grenzen zwischen Fiktion, wie sie in ihren Spielen vorkommt, und Realität, wie sie in diesem Arbeitsbereich ansprechend ist, verwischen lässt. Ein Umfeld welches vor erleuchtender Kreativität nur so strotzt.

Für die Innenraumgestaltung nahmen sich die Architekten Mutter Natur als Rahmen. Denn die Tatsachen, dass sie draußen für Flora und Fauna ideale Bedingungen schafft und uns Menschen große Inspirationsquelle sein kann, sollten in die Architektur übertragen und somit künftig Auswirkungen auf die innovative Arbeit der Entwickler haben. Ein Wald, wie er in Schwedens weiter Landschaft zu finden ist, ist nun nachgebautes Herzstück des Büros. Im größten Teil, dem Atrium, hat er seinen Platz unter einem riesigen Glasdach. Das dadurch einfallende natürliche Licht wird nicht einfach banal verschwendet, indem dort Tische, Stühle und Kunstlicht aufgebaut werden, sondern erfährt eine besondere Aufgabe. Es durchflutet die Kulisse wie in der Realität auch mit wechselndem Licht, kreiert Schatten, mischt sich in, in diesem Fall, fiktive Wetterszenerien ein und beteiligt sich maßgeblich an dem künstlich generierten Jahreszeitenwechsel.

Im Atrium wird durch diese Waldnachbildung, aber auch weil er tatsächlich als kreativer Arbeitsplatz zum Spieleentwickeln genutzt werden kann, Kunst erschaffen. Gleichzeitig stößt man hier auf ein ganzes Stück reale Welt. Das zeigt sich ebenso im Lichtdesign: Verschiedene Leuchten unterstützen das Naturlicht. Richtstrahler sind an Trägern befestigt, um den Wald zu durchleuchten, integrierte Lichtstreifen hinterleuchten Bänke und Sitzplätze, kleine Lichtpunkte in den Bäumen imitieren Glühwürmchen, Deckenleuchten setzen Geäst in Szene und RGB Gobo Richtstrahler unterstützen mit ihrem Licht die charakteristischen Wetter- und Jahreszeitenszenen, die wiederum zusätzlich von digitalen Projektoren auf den Waldboden geworfen werden.

Doch diese künstliche Projektion ist noch mehr im Stande zu leisten. Sie unterstreicht das Motto des Innen- designs in Licht und Ton maßgeblich, verbindet die ver- schiedenen Räume der gesamten Büroanlage. Die Projek- tion ist ein interaktiver Fußboden, der Schritte wahrnimmt und in die vielen verschiedenen Szenen, die dargestellt werden, überträgt. Insekten huschen im Wald davon, wenn sich Schritte nähern, Fische in kleinen Teichen auf dem Korridor plätschern und schwimmen im nächsten Augenblick weg, um sich zu verstecken, und Wasser fließt zwischen den Füßen entlang. Wie das Licht die wechseln- den Jahreszeiten im Atrium-Wald wiedergibt, so macht es das Wasser in den digitalen Projektionen am Boden. Es friert im Winter beispielsweise zu Eis und knackt unter den Schritten der Mitarbeiter, die darüber laufen.

Jeder Raum im Gebäude "glänzt" nicht nur durch ein spezielles Design, sondern ebenso durch ein ganz eigenes Lichtkonzept. Innenarchitekten und Lichtgestalter haben eng zusammengearbeitet, um dieses auffällige Ergebnis trotz eines knappen Zeitplans bestmöglich umzusetzen. Die Räume mit ihren individuellen Lichtlösungen geben genügend Möglichkeiten, um für alle möglichen Situationen oder operativen Arbeitsmethoden fähig zu sein. Verschiedene Arbeitsplätze können von den Mitarbeitern gewählt werden – ganz gleich ob an einem fixierten Tisch, mit Laptop auf einem weichen Hügel im Kunstwald liegend oder sitzend in einer Hängeschaukel – der Kreativität sind so kaum Grenzen gesetzt. Die eher klassischen Büroräume mit Reihen von klar definierten Arbeitsplätzen haben eine Sonderlösung erhalten: Eine abgehängte Arbeitsplatzleuchte an einem in den Schreibtisch montierten drehbaren Arm. In den Räumen, in denen flexibel gesessen und gearbeitet werden kann, liefern an der Wand montierte Arbeitsplatzleuchten direktes Licht auf den Tischen. Zusätzlich sorgen LED-Streifen, die hinter Holzpaneele in den Ecken des Raums integriert sind, für eine sanfte Hinterleuchtung, um die Gesamtatmosphäre zu unterstreichen. In der Kantine werden die Tische durch Hängeleuchten beleuchtet, die zusammen mit Richtstrahlern an Stromschienen montiert sind.

Die Gesamtatmosphäre soll die Nutzer der Räume ermutigen, sich wohl und stressfrei zu fühlen. Die Bücherei zum Beispiel bietet Sofas und Tische mit Leselicht – praktisch wie zu Hause.

Der Eingangsbereich und der Empfang weisen eine Kombination von Lichtlösungen auf, welche je nach Tages- oder Jahreszeit eingesetzt werden können. Das Firmenlogo hinter der Empfangsdame wird von Richtstrahlern auf Stromschienen beleuchtet, wobei der Empfang selbst, dank der in den unteren Teil des Empfangstresens integrierten Beleuchtung, magisch zu schweben scheint. Videoprojektionen auf dem Boden zeigen den Weg zum Empfang und harmonieren mit der naturgetreuen Wandverkleidung.

Subtile Hinterleuchtung kommt in vielen Teilen des Bürokomplexes vor, während an Stromschienen montierte Richtstrahler für eine flexible Akzentuierung, so wie das Licht in einem Videospiel eingesetzt wird, sorgen. Das Projekt stellt keine einfache oder banale Lichtplanung dar, sondern demonstriert, wie zweckmäßig Licht gestaltet werden kann. Jeder Raum ist im Detail untersucht worden – wer sind die Nutzer, wie wird hier gearbeitet. Demzufolge wurde ein geeignetes Konzept entwickelt, um die Räumlichkeiten zu bedienen und aufzuwerten, wo die Menschen den Großteil ihrer Zeit verbringen: Bei der Arbeit.

Das gesamte Interieur des Büros springt und läuft (Jump’n’Run) Hand in Hand mit dem Lichtdesign durch die reale Spielewelt von King. Beides wird durch einen visuellen Reiz sowie viel Komfort charakterisiert – das sind besondere Eigenschaften für ein Arbeitsumfeld. Das kreative Zusammenspiel aus Innenraum- und Lichtdesign bringt die natürliche Stimmung, die grundlegende Gestaltungsquelle war, in das Büro. Diese wirkt sich wiederum auf die Mitarbeiter und deren Arbeitsmoral aus. Wie die Pflanzen in der Natur sollen Ideen hier größer werden können. Einen solchen Wandel in der Gestaltung von Büros kann man seit einigen Jahren beobachten. Um Produktivität, Kreativität und Zufriedenheit bei den Mitarbeitern zu steigern – viele Arbeitgeber haben die Bedeutung dahinter verstanden und verfügen über die nötigen Mittel und Voraussetzungen – werden Arbeitsplätze immer innovativer und komfortabler. Für Videospieleentwickler King ist dies ebenso zukunftsträchtig wie für andere Unternehmen aus den vorwiegend kreativen Bereichen.

Projektbeteiligte:

Innenraumgestaltung: Adolfsson & Partners

Lichtdesign: ÅF Lighting – Martin Petersson, Tobias Olsson, Fanny Englund, Francesco Guastella, Kai Piippo

Interaction Design: 3D-sense

DMX-Programmierung: Geir Sire